© Design Hartl Torsten PRO Döllnitz, Stand 02.2020
Döllnitz
Das Gosedorf im Saalekreis
Der Ortsteil Döllnitz liegt an der "Weißen Elster" und hat 1213 Einwohner (Stand: 22.03.2018). In der Aue ist das ausgedehnteste, mit offenen Wasserflächen durchsetze Schilfgebiet des Saalekreises zu finden, ein Refugium seltener Pflanzen- und Vogelarten, so z.B. der Seeadler. Zum Ortsbild von Döllnitz gehören von je her die Störche. In jedem Jahr werden die Ankömmlinge von vielen Einwohnern erwartet und beobachtet. Döllnitz wurde erstmals in einer Urkunde von 1091 als Bauerndorf Tholenici im Burgwardbezirk Schkeuditz erwähnt. Der Ort wurde aufgrund seiner "niedrigen Lage" von den Sorben benannt. Der Name setzt sich zusammen aus dol "Tal, Niederung" + ici, ein Suffix, der "Ansiedlung, Ort" bedeutet. Die Wenden drangen im Zuge der Völkerwanderung um das Jahr 600 bis an die Saale vor. Daher ist anzunehmen, dass der Ort zwischen dem 7.und 8. Jh. gegründet wurde.
Ab dem 11. Jh. kam es zu mehrmaligen Besitzverschiebungen zwischen Magdeburg und Merseburg. Das Rittergut hat für Döllnitz immer eine große Bedeutung gehabt. Mitte des 18 Jh. war das Gut eines der bedeutendsten im Saalkreis. 1812 kaufte J. G. Goedecke das Rittergut. Es entstanden auch eine Ziegelei, eine Kohlengrube sowie eine Mälzerei und eine Brauerei. Oberhalb des Rittergutes an der Elster steht eine aus dem Mittelalter stammende Wassermühle, die als Mahl- und Ölmühle diente. In der Brauerei des Rittergutes Döllnitz wurde seit 1824 eine neue Biersorte, die "Gose", gebraut. Der aus Goslar zugereiste Braumeister Ledermann braute dort das nach dem Flüsschen Gose bei Goslar benannte Bier, wodurch Döllnitz als "Gosen-Dorf" zu neuer Berühmtheit gelangte.
Zeittafel an der Außenmauer des Kulturgarten von Döllnitz
DÖLLNITZ
Obergäriges Bier aus dem Saalekreis:  Der Siegeszug der Gose begann in Döllnitz
Die Gose trat von Döllnitz aus ihren Siegeszug an. Auch unter Soldaten war das seit 1824 im Ort gebraute Bier sehr beleibt.
Seine große Industriegeschichte kann man dem beschaulichen Örtchen Döllnitz an der Weißen Elster heute kaum mehr ansehen. Dabei wurde in dem heutigen Schkopauer Ortsteils vor fast 200 Jahren ein Stück Geschichte geschrieben: Ein Brauknecht namens Philipp Ledermann kam 1824 in die Gegend. Im Gepäck hatte er das Rezept für ein neues obergäriges Bier, das nach dem Flüsschen seiner Heimatstadt Goslar, der Gose, benannt wurde. „Durch eine glückliche Fügung kam er nach Döllnitz, wo der Braumeister des Ritterguts, auf dem schon vor 1665 Bier gebraut wurde, gestorben war“, erzählt Döllnitz’ Ortschronist Bernd Sinang. Johann Gottlieb Goedecke, ein hallescher Kaufmann und Besitzer des Gutes, beschloss, der Gose eine Chance zu geben. Mit ihrem Siegeszug, der bis nach Leipzig reichen sollte, hatte aber auch er wohl kaum gerechnet. Gose Bier: Für Döllnitz bedeutete der Erfolg des Bieres den Durchbruch für eine ganz besondere Brautradition Für Döllnitz bedeutete der Erfolg des Bieres den Durchbruch für eine ganz besondere Brautradition: „Im Laufe der Zeit etablierten sich vor Ort vier Brauereien, die zum Teil eigene Ausschänke betrieben“, erzählt Bernd Sinang. „Zudem wurde die Gose bis nach Leipzig und Halle vertrieben“, ergänzt er stolz. Das neuartige Bier war günstig herzustellen. Die Zutaten wuchsen auf den Feldern rund um Döllnitz. Die für die Beheizung der Braupfannen benötigte Kohle soll in einem eigenen Schacht gefördert worden seien. Zugute kam den Döllnitzern offenbar auch, dass die Brau-Sozietät in Goslar 1826 beschloss, keine Gose mehr zu brauchen und Döllnitz damit ein Alleinstellungsmerkmal besaß. Die Gose setzte ihren Siegeszug in ganz Mitteldeutschland fort. Gose Bier: 1880 gründete August Müller in der Elsterstraße in Döllnitz eine Brauerei Auch andere wollten vom wirtschaftlichen Erfolg der Gose profitieren. 1880 gründete August Müller in der Elsterstraße in Döllnitz eine Brauerei, die danach mehrfach den Besitzer wechselte - und unter Franz Hanisch schließlich in den Vereinigten Brauereien „Germania“ aufging, zu der auch die 1899 eröffnete Brauerei Hädicke gehörte. Mit der Brauerei Hanisch und Co. kam in der Halleschen Straße 1911 eine weitere Produktionsstätte hinzu. Auch während des Ersten Weltkriegs wurde in Döllnitz Gose gebraut. Für „Germania“ kam allerdings kurz nach Kriegsende das Aus. Die Produktion wurde auf Kartoffelflocken umgestellt. 1945 schloss das Werk komplett. „Auch im Rittergut endete nach dem Krieg die Tradition, man musste sich in den Notzeiten eben um andere Dinge kümmern als um Bier“, erklärt Sinang. Einzig der Standort Hallesche Straße hatte Bestand, aber auch nur bis 1968. Seit Kriegsende wurde hier unter anderem durch den Konsumgenossenschafts- verband jedoch nicht mehr Bier produziert, sondern Mineralwasser und Limonaden. Gose Bier: Goseflaschen aus der Nachkriegszeit Chronist Sinang hat ganze Leitz-Ordner mit Material zu den Brauereien gesammelt. Einer der größten Schätze sind allerdings alte Goseflaschen aus der Nachkriegszeit, die in einem Keller schlummern. Noch ohne Etikett, stattdessen mit Prägung auf dem Glas, dokumentieren sie ein Stück - oder besser gesagt Schluck - Industriegeschichte, die viele längst vergessen haben. (mz) Dieser Artikel wurde verfasst von Michael Bertram Der beitrag „ Obergäriges Bier aus dem Saalekreis: Der Siegeszug der Gose begann in Döllnitz“ stammt von der Mitteldeutschen Zeitung 15.07.2018 .
Mit einem Klick auf das Bild, „ 925 Jahre Döllnitz „ öffnet sich ein PDF Dokument, was mit dem Adobe Reader, lesbar ist.
Erstellt 2016, Herrausgeber : Ortschaftsrat Döllnitz Text, gestaltung und Redaktion: Günter Sachse Grafik und Layout : Angelika Röder
Diese Bilder wurden durch unseren Chronisten Herr B.Sinag aus Döllnitz bereitgestellt.
Diese Bilder wurden durch unseren Chronisten Herr B.Sinag aus Döllnitz bereitgestellt.
Eine Wahre Geschichte von 1881 „ Goseweg „ Kaum glaublich ist es, wie leicht sich immer wieder Leute betren lassen, schlimm genug ist es aber, wenn der Schwindel in der eigenen Familie zu suchen ist. Seit ca. zwei Jahren hat ein 13 Jahre alter Knabe seinen Angehrigen vorgeredet, dass er bei seinem hiesigen Sonntagsschuldirektor Privatstunden erhalte. Dieser Herr sei sein besonderer Gnner und Schtzer und wollte ihn sowohl wie die ganze Familie heben und beglcken. Er solle studieren, whrend die Eltern ein paar Huser, die anderen Verwandten ebenfalls, der eine in Dllnitz wohnende sogar eine groe Schmiede unterhalten solle. Der Vater des Knaben, der diesen unbekannten Gnner seines Sohnes gern kennen lernen wollte, durfte jedoch nicht zu diesem kommen, da er, wie der Knabe stets erzhlte, von niemanden erkannt sein wollte und auf jeden Dank verzichte. Damit beruhigte sich die ganze Verwandtschaft auch noch, als der Knabe erzhlte, das der Wohltter verlange, die Verwandten sollten in eine bestimmte Kasse gewisse Betrge einzahlen. Der Vater zog das Geld ein und bergab es dem Knaben zur Ablieferung. Der Knabe verjubelte das ganze Geld und kaufte fr ca. 150 Mark sich Bcher und Schreibmaterialien, verschenkte dieselben in Dllnitz an die Kinder, wo er ebenfalls angab, diese schickte der Unbekannte. Dann nahm er eine grere Anzahl Knaben und Mdchen von Dllnitz mit nach Halle und lie sie fotografieren, schickte sie auf den Bahnhof und schaffte sie kostenlos wieder nach Hause. Mann nannte ihn dort schon nicht anders als „der Student von Halle“. Die Verwandten schienen absolut keine Aufklrung zu wnschen. Doch hat unsere Kriminalpolizei nun Licht in die Sache gebracht und den ganzen Schwindel aufgedeckt. Meldung vom 08.03.1881 und erschien im Halleschen Tageblatt am 10.03.1881 Ausführung unseres Chronisten Bern Sinang Nachlesbar im „ Döllnitzer Kalender „ Ausgabe 2020
Das Wappen der Gemeinde Döllnitz Historische Begründung Das Wappen ist geteilt in Silber und Grün. Auf das silberne obere Feld ist ein schwarzer Wurzelkopf aufgelegt, von dem rechts und links seitlich und diagonal nach oben 4 lappige grüne Eichenblätter ausgehen. Das untere grüne Feld ist mit einem silbernen Wellenband belegt ( waagerecht ). Die Darstellung der abgeschlagenen Eiche, die wieder neu ausschlägt, ist als Symbol für die Wiederbelebung Deutschlands nach 1918 bekannt ( s. Briefmarken zum Nationalkongress 1919 ). Als Siegel wurde dieses Symbol seitens der Gemeinde Döllnitz ab Ende 1996 geführt. Das silberne Wellenband ist ein Verweisen auf diese Gemarkung berührende Weiße Elster. Die Farben Silber und Grün verweisen auf die historische Zugehörigkeit zu Sachsen.
Alte Postkarten aus Döllnitz - Eine Sammlung von Günter Kurz und Bernd Sinang
Postkarte aus Döllnitz (Sammlung: Günter Kurz)
Mit der Veröffentlichung historischer Postkarten erinnern wir nun schon eine geraume Zeit daran, wie es in den Dörfern des südlichen Saalekreises einst aussah. Diesmal zeigen wir Ansichtskarten aus der Schkopauer Ortschaft Döllnitz, die im Jahr 1091 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Postkarten stammen aus der Sammlung von Günter Kurz, Ortchronist Bernd Sinang hat die passenden Informationen zusammengetragen.
Postkarte aus Döllnitz (Sammlung: Günter Kurz)
„Im Jahr 1991 beging Döllnitz seine 900-Jahr-Feier. Seit 1445 bis 1815 trennte eine Grenze den Ort. Das Oberdorf gehörte zum Hochstift Merseburg (Sachsen), das Unterdorf zum Erzbistum Magdeburg (Preußen). Seit 1824 bis 1947 wurde in Döllnitz Gose gebraut. Um 1909 gab es vier Brauereien und zwei Mälzereien im Ort, auch fünf Gasthöfe. In den drei Schulen war 1948 die Schülerzahl auf 455 angestiegen.“
Postkarte aus Döllnitz (Sammlung: Günter Kurz)